Ich kaufte ein Kleid für ein Mädchen, das ich auf dem Flohmarkt kennengelernt hatte – am nächsten Tag klopfte es an meiner Tür und ich erstarrte.

Was mit einem gelben Kleid begann, ist so viel mehr geworden. Margaret schaut jetzt oft vorbei – unangemeldet, fast immer mit etwas zu essen. Ihre Gerichte stammen nicht aus Rezeptkarten oder Kochbüchern.

Es ist eine Küche der Erinnerung. Der Liebe und der Seele. Gerichte wie weiche Rosmarinbrötchen, Hühnchen, das mit Karotten und Thymian geschmort wird, und zarte Apfeltaschen, umhüllt von einem so dünnen Teig, dass er beim Hineinbeißen fast seufzt.

Manchmal bringt sie Kisten mit einer dicken Linsensuppe, die laut Lily nach Winterpullovern und Umarmungen schmeckt. Ein anderes Mal besteht sie darauf, dass wir zu ihr nach Hause kommen und an ihrem kleinen runden Tisch essen, wo unterschiedliche Teller und Stoffservietten harmonisch nebeneinander stehen.

Lily, die früher immer ein ungutes Gefühl gegenüber Großmüttern hatte, schlingt jetzt ohne Zögern die Arme um Margarets Taille. Auch Ava hat bei uns eine feste Beziehung gefunden. Sie kuschelt sich bei Filmabenden an mich oder bittet mich, ihr die Haare zu flechten, so wie ich es bei Lily tue.

Wir versuchen niemanden zu ersetzen. Wir füllen die Stille. Liebe kommt nicht immer so, wie man es erwartet; oft schleicht sie sich auf Umwegen ein und nistet sich ein.

Eines Abends, während Margaret einen Topf mit cremigem Kartoffelpüree und karamellisierten Zwiebeln umrührte, beugte sich Lily mit einem verträumten Seufzer über die Arbeitsplatte.

„Da ist ein Junge in meiner Klasse“, sagte sie. „Er heißt Mason. Er riecht nach Tannenzapfen und Zitronenkaugummi.“

Ohne mit der Wimper zu zucken, klopfte Margaret ihm sanft mit der Ecke ihres Geschirrtuchs auf die Schulter.

„Du bist zwölf. Keine Jungs vor 18, Lily“, sagte sie in einem gespielt strengen Ton. „Vielleicht 20.“

Lily lachte so heftig, dass sie beinahe ihr Saftglas fallen ließ.

“Was? Oma!”

“Du hast mich gut verstanden, Kind”, erwiderte Margaret.

„Was, wenn sie zwei Jungs mag?“, rief Ava vom Tisch aus und baumelte mit den Beinen.

„Dann sollte sie unbedingt lernen, wie man Hausschuhe macht. Das ist eine Krise, die nur Kochen lösen kann“, erklärte Margaret und zog trotzig die Augenbrauen hoch.

Wir brachen alle in schallendes Gelächter aus – ein echtes, herzliches Lachen, das die Küche erfüllte. Es hallte von den Wänden wider und verweilte in den Ecken des Raumes wie etwas Heiliges.

Und so wurden wir zu etwas, womit niemand gerechnet hatte, aber zu etwas, das wir alle brauchten.

Nicht ganz Fremde. Nicht wirklich eine Familie. Aber unbestreitbar ein Zuhause. Manchmal ist das Leben, das man sich aufbaut, keine freie Wahl: Es wird einem in Form von Menschen, die bleiben, zurückgegeben.

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