In jener Nacht schaltete ich mein Handy ein, um mir das Videomaterial anzusehen.
Gegen 2 Uhr morgens setzte sich Emma im Bett auf – ihre Augen waren geöffnet, aber leer.
Sie begann langsam im Zimmer auf und ab zu gehen, stieß dabei leicht mit dem Kopf gegen die Wand und blieb schließlich völlig stehen.
Mein Herz blieb stehen.
Wenige Minuten später öffnete sich die Tür.
Evan kam herein.
Er geriet nicht in Panik und schrie auch nicht. Er ging einfach hinüber, legte sanft seine Arme um sie und flüsterte ihr etwas zu, das die Kamera nicht einfangen konnte.
Emma entspannte sich, kletterte zurück ins Bett und schlief bald friedlich ein.
Ich blieb bis zum Morgen wach und konnte meine Augen nicht schließen.
Die Diagnose
Am nächsten Tag brachte ich das Video in ein Kinderkrankenhaus in der Innenstadt und zeigte es dem Kinderarzt.
Nachdem der Arzt zugeschaut hatte, sah er mich aufmerksam an und sagte:
„Ihre Tochter hat Schlafwandel-Episoden – das ist eine Art Schlafstörung, die häufig bei Kindern mit tiefen Ängsten oder emotionalem Stress auftritt.“
Dann fragte er:
„War sie in ihrer Jugend jemals längere Zeit von Ihnen getrennt?“
Ich erstarrte.
Erinnerungen kamen zurück.
Nach meiner Scheidung musste ich Emma für mehr als einen Monat bei meiner Mutter lassen, damit ich arbeiten und wieder auf die Beine kommen konnte.
Als ich schließlich zurückkam, erkannte sie mich nicht einmal wieder.
Sie versteckte sich ängstlich hinter meiner Mutter.
Ich lächelte und sagte mir:
„Sie wird sich wieder an mich gewöhnen.“
Aber mir war nicht klar, dass ich einen Riss in ihrem kleinen Herzen hinterlassen hatte – einen, der nicht verheilt war.

Die Wahrheit hinter der Kamera
Und Evan – der Mann, den ich heimlich beobachtet hatte, an dem ich zweifelte –
war der Einzige, der wusste, wie er ihr helfen konnte.
Er hatte gelernt, sie zu trösten, wach zu bleiben, nur um sicherzugehen, dass sie in Sicherheit war.
Er stellte jeden Abend einen Wecker, saß ruhig neben ihrem Bett, bis sie im Schlaf umherging, und führte sie dann sanft zurück unter die Decke.
Er hat mich nie dafür gescholten, dass ich an ihm gezweifelt habe.
Er hat sich nie beschwert.
Er liebte uns beide einfach weiterhin mit stiller Geduld.
Als ich mir das Filmmaterial endlich angesehen hatte, weinte ich – nicht aus Angst, sondern aus Scham.
Der Mann, von dem ich dachte, er könnte meinem Kind etwas antun,
war derjenige, der jede einzelne Nacht still um sie litt.
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